Tag 5: Fr. 8.7.
Sisimiut

Diesmal war die Nacht wieder etwas anstrengend. Die Helligkeit, gepaart mit dem Hundegebell die ganze Nacht durch, ist nicht jedermanns Sache. Ich habe zum Glück wieder gut geschlafen. Wichtig ist nur, dass man das Zelt hundedicht zumacht und nichts draußen liegen lässt. Sonst holen es die Welpen sicher weg.

Heute ist Kulturtag. In Sisimiut gibt es ein Museum. Es ist das alte Kolonialzentrum und besteht aus mehreren Teilen. Unter anderem kann man ein typisches altes grönländisches Torfhaus von innen besichtigen. Bis vor ca. 70 Jahren haben die Grönländer teilweise noch darin gelebt. Lustig war, dass Tagesmütter das Haus als Mittagsschlafgelegenheit für ihre zu betreuenden Kindern nutzen. Als wir zum Besichtigen rein gingen, waren wir natürlich für die Kinder viel interessanter als ein Mittagstraum. An Mittagsruhe war da nicht zu denken. Auf dem Gelände befindet sich auch die älteste Kirche der Insel, die die Einheimischen damals selbst bezahlten. Erst mussten sie sich christianisieren lassen und dann auch noch viele Naturalien an Dänemark verschwenden, dass sie ihre Kirche bekamen. Später wurde das dann noch so in Ilullisat praktiziert.

Im Museum gab es natürlich noch viele andere Dinge zu sehen. Handwerkliche Sachen, Überreste der früheren Bevölkerung, alte Kajaks und Harpunen und weitere ethnografische Objekte waren zu bestaunen. Vorm Museum sind als Eingang 2 riesige Kiefer eines Grönlandwales zusammengestellt. Sie rufen dir die Dimensionen dieses Säugetiers wieder ins Bewusstsein. Aalibak war wieder vorbeigekommen und konnte uns eine Menge Dinge im Museum erklären. Als er noch jung war, hat er noch ganz anders gelebt als heute. Damals waren die Zeiten noch härter, obwohl sie das in Grönland im Vergleich zu Westeuropa auch heute noch sind.

Nach dem Museum besuchten wir einen Kunsthandwerkermarkt. Hier konnte man sich mit diversen einheimischen Handwerksarbeiten aus Belugawal- und Rentierknochen, aber auch Handschuhen und andere Textilien und Schmuckstücken eindecken. Beliebt sind auch Tupilaks. Das sind meist aus Walrosselfenbein geschnitzte Figuren die magische Kräfte besitzen sollen.

Danach führte uns der Weg zum Kajakclub. Da Stefan unbedingt ein echtes Grönlandkajak fahren wollte, das aber hier normalerweise nicht angeboten wird, musste Astrid wieder ihre Beziehungen spielen lassen. Sie hat einen Bekannten, der für die jährlich stattfindenden Kajakmeisterschaften übt. Und das auch noch heute. Das Üben besteht aus Eskimotieren. Bei der Meisterschaft müssen die Teilnehmer 36 Eskimorollen zeigen. In den unterschiedlichsten Ausführungen. Mit Paddel seitwärts, längs, ohne Paddel, mit Gewichten, mit luftgefülltem Sack aus Robbenhaut, und, und, und. Astrids Bekannter zeigte uns alle, was ungefähr eine Stunde dauerte. Und das in dieser kalten Brühe. Die Lufttemperatur betrug 11°C, der Wind wehte recht stark und irgendwann fing es auch wieder an zu regnen. Die Wassertemperatur kannte niemand. Ziemlich ungemütlich aber einfach faszinierend, was wir dargeboten bekamen. Danach durfte Stefan ran. Die originalen Kajaks sind unten völlig rund und haben keinen Kiel. Es ist eine super wacklige Angelegenheit, wenn man das nicht lang Zeit geübt hat. Unser mutige Stefan meisterte es ohne zu kentern. Fast eine Stunde waren er und Astrids Bekannter noch mal draußen.

Später war nichts mehr geplant. Wir hatten Zeit zur freien Verfügung. Die Gruppe trennte sich. Aber einige waren wir doch noch, die in einer Konditorei den Regen Regen sein ließen. Hier konnte man bei grönländischen Backspezialitäten endlich mal Ansichtskarten schreiben. Einen Geldautomaten gab es in der Nähe und mittlerweile war er notwendig geworden. Auch zum schnell mal nach Hause telefonieren war Zeit. Bei uns war zwar erst Nachmittag, aber die 5 Stunden Zeitunterschied sollte man nicht außer acht lassen. Interessanterweise hatte nicht jeder mit seinem Handyvertrag Roaming aus Grönland...

Auf dem Weg zum Zeltplatz schwatzten wir noch mit einer Grönländerin, die gerade ihre Hunde fütterte. Sie erzählte uns einige Sachen über das Leben hier mit den Hunden. Mittlerweile war es recht kühl geworden und Seenebel zog von der Küste ins Landesinnere. Der Regen hatte aufgehört. Zum Abend grillte uns Manfred die Seesaiblinge. Ich konnte mich nicht erinnern, schon mal so einen gut schmeckenden Fisch gegessen zu haben. Aalibak und Mathew kamen auch wieder ins Zelt und so verging der Abend.

  

--> Reisebericht Anfang <---> Home <--